Auswechslungen Döring für Santos (60.)
Gerngroß für Schneider (65.)
Forberg für Walther (70.)
Tore 1:3 Döring (70.)
Spielbericht:
Heute liefert Humboldt eines der, wenn nicht das schlechteste Spiel der Saison
ab. Nach dem Spiel in der Hinrunde rechnete man sich gute Chancen aus, gegen
Lichtenberg Punkte zu holen, insbesondere da man diesmal mit 14 Spielern die
Mannschaft aufstellen konnte. Schiedsrichter war wie immer keiner anwesend,
obwohl angesetzt, so daß eine Pfeife der Gastmannschaft bei sonnigem
Wetter auf dem Kunstrasenplatz das Spiel eröffnete. Direkt nach dem
Angriff wurde der Ball ein wenig zu steil auf den an der rechten
Außenseite startenden Kluge gespielt, immerhin konnte er den Verteidiger
noch in die Bredouille bringen. Nach kurzem Geplänkel im Mittelfeld
machte Lichtenberg dasselbe ein wenig erfolgreicher nach, als der rechte
Läufer den Ball im Mittelfeld freistehend erhält und nach einem
Sprint bis in Höhe des Strafraumes mit einer vom Wind begünstigten
Flanke ins lange Eck hinter den Torwart Engemann abschließt. So geriet
Humboldt bereits in der zweiten Minute in Rückstand. Aber anstatt nun
aufzuwachen und das Spiel zu gestalten, leistete sich Humboldt zahlreiche,
manchmal schon peinlich zu nennende Fehler. Engemann und Libero Seidel
versuchten, das Spiel von hinten heraus aufzubauen. Mit etwas Glück
gelangte der Ball tatsächlich noch bis zu Vogel, der im Mittelfeld
versuchte, in einen freien Raum zu laufen. Von hier aus erreichte der Ball
dann nach einem Kurzpaß mitunter Schneider. Die Stürmer
Dümmel und dos Santos konnten dann allerdings eher auf den Zufall
hoffen als ein kontrolliertes Abspiel erwarten. In der Regel gestaltete sich
der Spielaufbau jedoch erfreulicher für Lichtenberg. Die ein bis zwei
den ballführenden Spieler unter Druck setzenden Stürmer
provozierten recht schnell ein ungenaues oder gar Fehlabspiel, wobei dies
weniger dem Spieler mit Ball als vielmehr den zahlreichen sich versteckenden
Mitspielern ohne Ball zuzuschreiben ist. Von einem Spiel ohne Ball hatte
Humboldt anscheinend noch nie gehört. Man blieb nach dem Abspiel stehen,
stellte sich möglichst auf einer Reihe auf oder blieb an seinem
Gegenspieler kleben. So konnte man nur ergeben darauf warten, daß
die Defensive einigermaßen dem andauernden Druck von Lichtenberg
standhält. Auf dem kleinen Kunstrasenplatz waren (zum Glück) die
Räume relativ schnell eng, wenn sich beide Mannschaften in Humboldts
Hälfte tummelten. Selbst wenn es einem der Verteidiger in einer solchen
Situation gelang, vor seinem Gegenspieler den Ball zu ergattern, stand er
dennoch auf verlorenem Posten. Er hatte lediglich die Wahl zwischen Ecke und
Einwurf, da die einzigen sich freilaufenden Spieler die Trikots von
Lichtenberg anhatten. Keineswegs unverdient erzielte Lichtenberg
schließlich auch das 2:0. Torwart Engemann erwischte (wieder mal) einen
seiner verunglückten Abschläge, ein Lichtenberger Spieler schnappt
sich die Kugel und läuft unbedrängt etliche Meter Richtung Tor,
bevor er aus relativ großer Distanz scharf und plaziert einschießt.
Wenn Humboldt mal die aufgerückte Abwehr des Gegners durch einen schnellen
Paß ausspielen wollte, so entschied der Schiedrichter weitgehende
zufällig auf Abseits oder ließ auch mal weiterlaufen. Aber selbst
wenn die Entscheidung zu Humboldts Gunsten fiel, erreicht man den Strafraum
nur selten. Humboldt konnte sich in der gesamten ersten Halbzeit nur zwei bis
drei Ecken erspielen. Lichtenberg war ständig in Ballbesitz, da Humboldt
fairerweise stets auch den Gegner anspielte. Dieser wurde jedoch
nachlässiger in der Chancenverwertung, so klärte Fechner einmal
am kurzen Pfosten für den bereits ausgespielten Torwart, nachdem
der Stürmer an der Strafraumgrenze per Kurzpaß angespielt wurde.
Deutliches Zeichen für die miserable Einstellung von Humboldt waren die
gesenkten Köpfe vor eigenen Abstößen, denn wer den Ball nicht
sieht, kann auch nicht angespielt werden (und den Ball damit nicht verlieren).
Im letzten Drittel der ersten Halbzeit stand Skrotzki kurz vor der Auswechslung,
als er seinen angestauten Frust auslebte, nur noch lamentierte und für
das Spiel vollkommen verloren war. Eine letze Chance hatte Humboldt kurz vor
der Halbzeit durch Kluge auf der rechten Seite, der jedoch nicht den freien
Raum Richtung gegnerischen Strafraum nutzte, sondern stattdessen einen
verunglückten (und auch sonst wohl erfolglosen) Paß in die Mitte
spielte.
Nach der Halbzeit setzte sich das Spiel erstmal in den bekannten Bahnen fort.
Humboldt stocherte im nicht vorhandenen Nebel nach dem gerade verlorenen
Ball, und Lichtenberg probierte, etwas für sein Torverhältnis zu
tun. Dies gelang schließlich mit einem Treffer zum 3:0. Ein wenig
belebter wurde das Spiel, als Paulo und sein Gegenspieler zunächst
verbal und anschließend handgreiflich den vorangegangenen Kampf um den
Ball nochmal rekapitulierten. Einige von Lichtenbergs Spielern versuchten,
die Situation noch ein wenig anzuheizen, scheiterten dabei aber am besonnenen
Eingreifen von Seidel und besonders Engemann. Nach der Einwechslung von
Döring ließ es Lichtenberg etwas ruhiger angehen. Nun
rächten sich Humboldt ungenaue Abspiele nicht mehr so schnell, so
daß der Ball ein wenig länger in den eigenen Reihen verblieb.
Zunächst bemühten sich Skrotzki und Kluge auf der rechten Seite,
den Ball in den eigenen Reihen über die Mittellinie zu spielen. Auch
Walther auf der linken Seite versuchte einige Male, den freien Raum zu
nutzen. Immerhin sprang schließlich auch eine Ecke heraus, die von
Vogel etwa acht Meter vor das Tor getreten wurde, wo Döring wie aus
dem Lehrbuch einköpfte. Lichtenberg stellte jedoch in kürzester Zeit
den Abstand wieder her, als sich ein Spieler mit Ball durch die auf einer Linie
aufgereihte Abwehr bis zur Grundlinie durchspielt und den Ball auf einen
mitgelaufenen Stürmer zurücklegt. Dies blieb das einzige von
Lichtenberg herausgespielte Tor. Der nächste Treffer zum Endstand von
1:5 war ein Abstauber nach einem Lattenschuß. Humboldt hatte in der
Endphase noch einige Möglichkeiten zur Ergebniskorrektur. Mitunter
durch ein nicht gepfiffenes Abseits begünstigt, standen Döring,
Forberg und Dümmel zusammen etwa fünfmal allein vor dem Torwart.
Dieser mußte jedoch nicht jedesmal den Ball rausfischen, da es auch
beim Torschuß an der Präzision mangelte. Dank des Hebers
übers Tor durch Dümmel, die gewohnten Schüsse von Döring
und eines eklatanten Mißverständnisses von Forberg blieben die
Fehler der Lichtenberger Abwehr ungesühnt.
Das Fazit dieses Spieles ist sehr ernüchternd. Humboldt beherrscht
nicht einmal die notwendigen Grundlagen der Ballbehauptung, wichtiger als
das präzise Abspiel über eine kurze Distanz ist noch das Spiel
ohne Ball, um es dem Mitspieler zu erleichtern, den Ball auch wieder
loszuwerden. Stattdessen wird sich versteckt, auf ein Wunder gehofft und
gegenseitig vollgemault. Diese grundsätzlichen Fehler traten auch
bereits in den letzten Spielen auf und sind nicht zuletzt auch auf eine
nicht vorhandenen Einstellung zum Spiel zurückzuführen. Ein
gemütlicher Plausch mit dem Nebenmann oder ein Brüten über
den eigenen letzten Fehler scheinen wichtiger zu sein als das Erfassen
und Antizipieren des kommenden Spielgeschehens. Daran kann die Umstellung
auf Sommerzeit garantiert nicht Schuld sein. Sollte sich die Einstellung nicht
ändern, so kann Humboldt auf den nächsten Punktgewinn sicher noch
eine geraume Weile warten.