Endstand: SSG Humboldt - TSV Lichtenberg 1:5 (0:2)

Aufstellung

            Engemann
             Seidel
  Skrotzki   Paulo   Fechner
Kluge    Vogel   Schneider  Walther
     Santos       Dümmel

Auswechslungen
Döring für Santos (60.)
Gerngroß für Schneider (65.)
Forberg für Walther (70.)

Tore
1:3 Döring (70.)


Spielbericht:

Heute liefert Humboldt eines der, wenn nicht das schlechteste Spiel der Saison ab. Nach dem Spiel in der Hinrunde rechnete man sich gute Chancen aus, gegen Lichtenberg Punkte zu holen, insbesondere da man diesmal mit 14 Spielern die Mannschaft aufstellen konnte. Schiedsrichter war wie immer keiner anwesend, obwohl angesetzt, so daß eine Pfeife der Gastmannschaft bei sonnigem Wetter auf dem Kunstrasenplatz das Spiel eröffnete. Direkt nach dem Angriff wurde der Ball ein wenig zu steil auf den an der rechten Außenseite startenden Kluge gespielt, immerhin konnte er den Verteidiger noch in die Bredouille bringen. Nach kurzem Geplänkel im Mittelfeld machte Lichtenberg dasselbe ein wenig erfolgreicher nach, als der rechte Läufer den Ball im Mittelfeld freistehend erhält und nach einem Sprint bis in Höhe des Strafraumes mit einer vom Wind begünstigten Flanke ins lange Eck hinter den Torwart Engemann abschließt. So geriet Humboldt bereits in der zweiten Minute in Rückstand. Aber anstatt nun aufzuwachen und das Spiel zu gestalten, leistete sich Humboldt zahlreiche, manchmal schon peinlich zu nennende Fehler. Engemann und Libero Seidel versuchten, das Spiel von hinten heraus aufzubauen. Mit etwas Glück gelangte der Ball tatsächlich noch bis zu Vogel, der im Mittelfeld versuchte, in einen freien Raum zu laufen. Von hier aus erreichte der Ball dann nach einem Kurzpaß mitunter Schneider. Die Stürmer Dümmel und dos Santos konnten dann allerdings eher auf den Zufall hoffen als ein kontrolliertes Abspiel erwarten. In der Regel gestaltete sich der Spielaufbau jedoch erfreulicher für Lichtenberg. Die ein bis zwei den ballführenden Spieler unter Druck setzenden Stürmer provozierten recht schnell ein ungenaues oder gar Fehlabspiel, wobei dies weniger dem Spieler mit Ball als vielmehr den zahlreichen sich versteckenden Mitspielern ohne Ball zuzuschreiben ist. Von einem Spiel ohne Ball hatte Humboldt anscheinend noch nie gehört. Man blieb nach dem Abspiel stehen, stellte sich möglichst auf einer Reihe auf oder blieb an seinem Gegenspieler kleben. So konnte man nur ergeben darauf warten, daß die Defensive einigermaßen dem andauernden Druck von Lichtenberg standhält. Auf dem kleinen Kunstrasenplatz waren (zum Glück) die Räume relativ schnell eng, wenn sich beide Mannschaften in Humboldts Hälfte tummelten. Selbst wenn es einem der Verteidiger in einer solchen Situation gelang, vor seinem Gegenspieler den Ball zu ergattern, stand er dennoch auf verlorenem Posten. Er hatte lediglich die Wahl zwischen Ecke und Einwurf, da die einzigen sich freilaufenden Spieler die Trikots von Lichtenberg anhatten. Keineswegs unverdient erzielte Lichtenberg schließlich auch das 2:0. Torwart Engemann erwischte (wieder mal) einen seiner verunglückten Abschläge, ein Lichtenberger Spieler schnappt sich die Kugel und läuft unbedrängt etliche Meter Richtung Tor, bevor er aus relativ großer Distanz scharf und plaziert einschießt. Wenn Humboldt mal die aufgerückte Abwehr des Gegners durch einen schnellen Paß ausspielen wollte, so entschied der Schiedrichter weitgehende zufällig auf Abseits oder ließ auch mal weiterlaufen. Aber selbst wenn die Entscheidung zu Humboldts Gunsten fiel, erreicht man den Strafraum nur selten. Humboldt konnte sich in der gesamten ersten Halbzeit nur zwei bis drei Ecken erspielen. Lichtenberg war ständig in Ballbesitz, da Humboldt fairerweise stets auch den Gegner anspielte. Dieser wurde jedoch nachlässiger in der Chancenverwertung, so klärte Fechner einmal am kurzen Pfosten für den bereits ausgespielten Torwart, nachdem der Stürmer an der Strafraumgrenze per Kurzpaß angespielt wurde. Deutliches Zeichen für die miserable Einstellung von Humboldt waren die gesenkten Köpfe vor eigenen Abstößen, denn wer den Ball nicht sieht, kann auch nicht angespielt werden (und den Ball damit nicht verlieren). Im letzten Drittel der ersten Halbzeit stand Skrotzki kurz vor der Auswechslung, als er seinen angestauten Frust auslebte, nur noch lamentierte und für das Spiel vollkommen verloren war. Eine letze Chance hatte Humboldt kurz vor der Halbzeit durch Kluge auf der rechten Seite, der jedoch nicht den freien Raum Richtung gegnerischen Strafraum nutzte, sondern stattdessen einen verunglückten (und auch sonst wohl erfolglosen) Paß in die Mitte spielte.

Nach der Halbzeit setzte sich das Spiel erstmal in den bekannten Bahnen fort. Humboldt stocherte im nicht vorhandenen Nebel nach dem gerade verlorenen Ball, und Lichtenberg probierte, etwas für sein Torverhältnis zu tun. Dies gelang schließlich mit einem Treffer zum 3:0. Ein wenig belebter wurde das Spiel, als Paulo und sein Gegenspieler zunächst verbal und anschließend handgreiflich den vorangegangenen Kampf um den Ball nochmal rekapitulierten. Einige von Lichtenbergs Spielern versuchten, die Situation noch ein wenig anzuheizen, scheiterten dabei aber am besonnenen Eingreifen von Seidel und besonders Engemann. Nach der Einwechslung von Döring ließ es Lichtenberg etwas ruhiger angehen. Nun rächten sich Humboldt ungenaue Abspiele nicht mehr so schnell, so daß der Ball ein wenig länger in den eigenen Reihen verblieb. Zunächst bemühten sich Skrotzki und Kluge auf der rechten Seite, den Ball in den eigenen Reihen über die Mittellinie zu spielen. Auch Walther auf der linken Seite versuchte einige Male, den freien Raum zu nutzen. Immerhin sprang schließlich auch eine Ecke heraus, die von Vogel etwa acht Meter vor das Tor getreten wurde, wo Döring wie aus dem Lehrbuch einköpfte. Lichtenberg stellte jedoch in kürzester Zeit den Abstand wieder her, als sich ein Spieler mit Ball durch die auf einer Linie aufgereihte Abwehr bis zur Grundlinie durchspielt und den Ball auf einen mitgelaufenen Stürmer zurücklegt. Dies blieb das einzige von Lichtenberg herausgespielte Tor. Der nächste Treffer zum Endstand von 1:5 war ein Abstauber nach einem Lattenschuß. Humboldt hatte in der Endphase noch einige Möglichkeiten zur Ergebniskorrektur. Mitunter durch ein nicht gepfiffenes Abseits begünstigt, standen Döring, Forberg und Dümmel zusammen etwa fünfmal allein vor dem Torwart. Dieser mußte jedoch nicht jedesmal den Ball rausfischen, da es auch beim Torschuß an der Präzision mangelte. Dank des Hebers übers Tor durch Dümmel, die gewohnten Schüsse von Döring und eines eklatanten Mißverständnisses von Forberg blieben die Fehler der Lichtenberger Abwehr ungesühnt.

Das Fazit dieses Spieles ist sehr ernüchternd. Humboldt beherrscht nicht einmal die notwendigen Grundlagen der Ballbehauptung, wichtiger als das präzise Abspiel über eine kurze Distanz ist noch das Spiel ohne Ball, um es dem Mitspieler zu erleichtern, den Ball auch wieder loszuwerden. Stattdessen wird sich versteckt, auf ein Wunder gehofft und gegenseitig vollgemault. Diese grundsätzlichen Fehler traten auch bereits in den letzten Spielen auf und sind nicht zuletzt auch auf eine nicht vorhandenen Einstellung zum Spiel zurückzuführen. Ein gemütlicher Plausch mit dem Nebenmann oder ein Brüten über den eigenen letzten Fehler scheinen wichtiger zu sein als das Erfassen und Antizipieren des kommenden Spielgeschehens. Daran kann die Umstellung auf Sommerzeit garantiert nicht Schuld sein. Sollte sich die Einstellung nicht ändern, so kann Humboldt auf den nächsten Punktgewinn sicher noch eine geraume Weile warten.